Corona-Krise: Lockdown als »Förderprogramm« d...
Corona-Krise

Lockdown als »Förderprogramm« des Online-Handels

Wie stark die Gastronomie dem Einzelhandel fehlt, haben die vergangenen zwei Wochen gezeigt. In den wichtigen Wochen vor Weihnachten kämpft der stationäre Handel gegen Windmühlen.

Die Konsumentenstimmung hat sich deutlich verschlechtert. Das zeigt eine Untersuchung des IHaM (Institut für Handel, Absatz und Marketing) der Uni Linz. Demnach fühlen sich derzeit 27 % der Konsumenten noch viel stärker beunruhigt als im ersten Lockdown. Das schlägt sich deutlich in der Ausgabenneigung nieder: 36 % gaben letzte Woche an, im November weniger im stationären Handel ausgeben zu wollen. »Covid-19 hat auf die Brieftaschen der Konsumenten übergegriffen – und das in der wohl für den Einzelhandel ungünstigsten Jahreszeit«, sagt Ernst Gittenberger, Leiter der Einzelhandels- und Konsumentenforschung am IHaM.

Die Gastronomie fehlt

Deutlich negative Folgen sieht Gittenberger durch den Wegfall der Gastronomie »als Attraktivitätsfaktur des stationären Einkaufs«. Dadurch reduziere sich die so wichtige soziale Dimension des Einkaufs. »Insgesamt empfinden 45 % der Konsumenten weniger Spaß, 41 % fehlt etwas beim Einkaufen, wenn die Gastronomie geschlossen hat.« Das hat eindeutige Folgen: Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, weniger oft (53 %) bzw. weniger lang (51 %) in Einkaufsstraßen und –zentren einkaufen zu wollen. Profiteur ist abermals der Online-Handel: Mehr als jeder Vierte gibt an, während des Lockdowns #2 öfter (27 %) online shoppen zu wollen und dort auch mehr ausgeben zu wollen (26 %).

»Kampf gegen Windmühlen«

»Im Lockdown #2 spielt wieder alles in die Hände des Online-Handels«, fasst Gittenberger die Erkenntnisse zusammen. »Der stationäre Handel – mit Ausnahme weniger Branchen wie dem Lebensmitteleinzelhandel – kämpft gegen Windmühlen an: negatives Konsumklima, ,amputiertes‘ Einkaufserlebnis durch die Gastro-Schließung und damit verbunden reduzierte Einkaufsfrequenz, Verweildauer sowie Ausgaben. Der Lockdown #2 wird schon wieder zum unbeabsichtigten ,Förderprogramm‘ des internationalen Online-Handels.«
Immerhin ein positiver Trend setzt sich fort: 54 % der Konsumenten planen im Vergleich zu Lockdown #1 noch mehr regionale Produkte zu kaufen. Nur 19 % wollen dies jetzt weniger tun.



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