Angesichts von »in Teilbereichen dramatischen Kurzarbeitszahlen« fordern die Spitzen der Handels-Gewerkschaft von der Politik eine Stärkung der Kaufkraft sowie ein Fairnesspaket, das den Online-Handel in die Pflicht nimmt.
Laut Zahlen des AMS befand sich Mitte Juni noch jede/r zweite Handelsangestellte (über 280.000) und jeder zweite Betrieb in Kurzarbeit. Dabei ist die Lage in den einzelnen Teilbereichen äußerst unterschiedlich: Für den Lebensmittelhandel, der als systemrelevanter Bereich von Umsatzeinbrüchen verschont blieb, ist Kurzarbeit kaum Thema, während sich im Textil- und Schuhhandel laut der Analyse von GPA-djp fast 90 % der Beschäftigten weiterhin in Kurzarbeit befanden.
Trend zum Online-Shopping durch Corona verstärkt
Gleichzeitig sind die Umsätze im Onlinehandel schon 2019 auf ein Rekordhoch von 7,5 Mrd. € gestiegen. »Durch die Coronakrise hat sich der Trend zum Online-Shopping noch verstärkt. Dieser Trend ist sowohl bei den KonsumentInnen als auch bei den Betrieben zu beobachten. Große Teile der Gewinne sind ins Ausland abgeflossen. Amazon, Zalando und Co. profitieren von ungeregelten und ungleichen Wettbewerbsregelungen«, schreiben Anita Palkovich, KV-Verhandlerin im Handel aufseiten der Gewerkschaft GPA-djp, und Martin Müllauer, Vorsitzender des Wirtschaftsbereichs Handel in der GPA-djp, in einer Aussendung.
Ruf nach Fairnesspaket
Die aktuellen Zahlen zur Kurzarbeit im Handel zeichnen in Teilbereichen ein dramatisches Bild. Es braucht dringend Impulse von Seiten der Politik zur Kaufkraftstärkung. Und es braucht umgehend ein Fairnesspaket, um dem Konkurrenzkampf zwischen stationärem Handel und Onlinehandel entgegen zu treten. Die Bundesregierung darf hier nicht mehr länger zuschauen und muss alle Akteure zur Erarbeitung eines digitalen Aktionsplans an einen Tisch bringen«, so Palkovich. Unter anderem müsse die Digitalsteuer rasch auf Gebühren für Onlineplattformen ausgedehnt werden. »Dieses Geld soll Zukunftsperspektiven schaffen und zweckgewidmet für dringend notwendige Qualifizierungsmaßnahmen für Handelsangestellte zur Verfügung stehen«, fordert Palkovich. Zum einen würden in der Branche neue Qualifikationen rund um den Onlinehandel nachgefragt, andererseits müsse auch eine Umorientierung in andere Branchen verstärkt gefördert werden.
Blick auf KV-Verhandlungen
Im Hinblick auf die kommende KV-Runde gibt es aus Gewerkschaftssicht eine klare Priorität: »Wir werden für den Erhalt des größten Flächenkollektivvertrages kämpfen. Die halbe Million Handelsangestellten brauchen jetzt Sicherheit und Berechenbarkeit als Grundlage für Konsum. Die Sicherung der Kaufkraft ist insbesondere für den österreichischen Handel existenzsichernd. Der Handel würde sich selber immens schaden, wenn Beschäftigte Reallohnverlust erleiden würden«, erklärt der Vorsitzende des Wirtschaftsbereichs Handel in der GPA-djp, Martin Müllauer.