Das Jubiläumsjahr wurde völlig von der Corona-Pandemie überschattet. Immerhin wurde ein neues Storekonzept vorgestellt. Die Online-Umsätze haben sich verdoppelt.
Seit einem Jahr ist Werner Weber Geschäftsführer des Sportfachmarkts Hervis. Er löste den langjährigen Geschäftsführer Alfred Eichblatt ab, der aufgrund von »Auffassungsunterschieden in der Geschäftspolitik« im Herbst 2019 das Feld räumen musste. Das erste Jahr, in dem Weber Hervis leitete, hatte es in sich. Eigentlich sollte es im Zeichen der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 50. Geburtstag stehen. Doch dann kam Corona, die Geschäfte mussten im Frühling für sechs Wochen zugesperrt werden.
»Unser Jubiläumsjahr haben wir uns anders vorgestellt. Aber wir haben gemeinsam das Beste daraus gemacht, viel gelernt und uns vor allem viel vorgenommen«, sagte Weber bei der Jubiläums-Pressekonferenz, die diese Woche online stattfand. »Wir haben das herausfordernde Jahr sehr gut überwunden und sind stark durch die Krise gegangen.« Der Umsatz im Onlineverkauf habe sich mehr als verdoppelt, durch den Lockdown war für Sport im Freien viel Zeit. Besonders im Trend waren Räder, hier gab es einen Umsatzzuwachs von 25 %, bei E-Bikes gar von 50 %. Im Bereich Stand-up-Paddeln haben sich die Umsätze verdreifacht, bei Tischtennistischen veracht-, bei Trampolins sogar verneunfacht. Bei all diesen Sortimenten sei es »gelungen, sehr kurzfristig, geschickt und flexibel auf die veränderte Nachfrage zu reagieren«, so Weber, der vor seinem Engagement bei Hervis Geschäftsführer von Humanic war. Schlechter habe sich hingegen der Textilbereich entwickelt. Für Winter setzt man bei Hervis auf Alternativen zum klassischen Schilauf, etwa Eislaufen, Langlaufen, Schneeschuhwandern und Tourenski.
Neues Storekonzept
Konkrete Geschäftszahlen nannte des Tochterunternehmen des Spar-Konzerns noch nicht, sie werden traditionell gemeinsam mit den Zahlen der Muttergesellschaft im Februar veröffentlicht. 2019 lag der Umsatz bei 510 Mio. € (+ 2,8 %). Die Filialzahl blieb im heurigen Jahr exakt konstant bei 237 Standorten, 106 davon in Österreich, der Rest in sechs angrenzenden Ländern. Der Fokus lag im Stationärgeschäft auf der Implementierung des neuen Storekonzepts, das
im Juni im Salzburger Europark vorgestellt und danach auch
in Bad Ischl umgesetzt wurde. »Vom Feedback der Kundinnen und Kunden sind wir positivst überrascht«, zeigt sich Werner Weber begeistern. Die hochwertige Ware werde nun entsprechend hochwertig präsentiert, der Omnichannel-Ansatz im Laden noch besser erlebbar gemacht, die einzelnen Sportwelten deutlicher herausgestellt, die Beratungs- und Servicekompetenz durch Angebote wie eine offene Werkstatt hervorgehoben. »Wir werden 2021 beginnen, dieses neue POS-Konzept auszurollen und darüber Wachstum zu generieren«, kündigt Weber an.
Omnichannel und Filialexpansion
Großer Wert wird bei Hervis schon traditionell auf den Bereich Omnichannel gelegt, also die Verschränkung von stationärem Geschäft und Online-Angeboten. »Omnichannel ist bei uns nicht nur ein Schlagwort, sondern bereits Teil unserer DNA«, meint Weber. Der Online-Shop besteht seit rund 15 Jahren, mit der zunehmenden Verzahnung von Filialstandorten und der digitalen Welt erfülle man »Wünsche und Forderungen, die von den Konsumenten jeden Tag an uns herangetragen werden.«
Anders als bei vielen anderen Handelskonzepten geht der Ausbau der Online-Aktivitäten bei Hervis aber nicht mit einer Verkleinerung des stationären Geschäfts einher. »Wir glauben an den stationären Handel und werden auch 2021 weiter in den Aus- und Umbau unserer Filialen investieren«, kündigt Weber an. Für das Frühjahr stehen zwei Neueröffnungen in Gleisdorf und Weiz auf dem Programm, auch darüber hinaus »sind wir sehr, sehr interessiert daran, unser Standortnetz zu verdichten«. Die Filiale sei ein elementares Element der Omnichannel-Kompetenz: »Wir wollen die Nähe zu unseren Kunden spüren«, so Weber.